Klimaerwärmung und Trockenheit beeinträchtigen Grundwassermenge und -qualität: unser Interview mit dem Wasserexperten

12.06.2023
 



Franz Störch ist stellvertretender Geschäftsführer Umwelttechnik und Geschäftsbereichsleiter Wasserversorgung bei der CSD INGENIEURE AG. Er erläutert in unserem Interview, welche Folgen die Klimaerwärmung und die damit verbundene Trockenheit auf das Grundwasser haben.



Wie entwickelt sich die Qualität und Quantität des Grundwassers in der Schweiz? 

Grundsätzlich nimmt der Druck auf natürliche Ressourcen zu. Davon ist in erheblichem Mass auch das Grundwasser betroffen. Natürlicherweise enthält es keinerlei künstliche Substanzen und ist für die direkte Verwendung als Trinkwasser prädestiniert. Siedlungs- und Kulturdruck verändern jedoch diese natürliche Reinheit. Nitrat durch den Einsatz von Düngemitteln oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln können beispielsweise die Qualität so beeinflussen, dass eine Behandlung des Grundwassers notwendig wird.
 
Auch die Quantität des Grundwassers unterliegt Veränderungen. Selbst im «Wasserschloss Schweiz» mussten wir das in Form von Wasserknappheit mancherorts feststellen. Für den Wasserkreislauf und die Grundwasserneubildung spielen Niederschläge eine grosse Rolle. Diese werden in Summe zwar nicht weniger, verteilen sich aber klimabedingt – also langjährig beobachtet – anders als bisher über das Jahr. Studien zeigen, dass Niederschlagsintensitäten weniger gleichmässig ausfallen. Es muss damit gerechnet werden, dass es im Winter mehr Niederschlag geben wird, im Sommer hingegen längere Trockenperioden auftreten werden – Schwankungen der Grundwasserstände also zunehmen werden. Daran müssen sich sowohl Konzessionsgeber für die Wasserentnahmen anpassen, also die Kantone und Gemeinden, als auch die Wassernutzer, wie Wasserversorgungen, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe. 
 

Warum verändert sich die Qualität des Grundwassers, wenn der Grundwasserspiegel sinkt?

Eine sehr gute Frage. Die Studienlage gibt hierzu noch nicht sehr viele Daten her. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass schwankende Strömungsverhältnisse das Mobilisierungsverhalten von Schadstoffen negativ beeinflussen. Bei niedrigen Grundwasserständen kann es beispielsweise bei gleichem Einsatz von Dünger zu einer Aufkonzentrierung von Nitrat kommen. Bei hohen Grundwasserständen hingegen können bis anhin fixierte Schadstoffe in oberen Bodenschichten mobilisiert und in den Grundwasserleiter eingeschwemmt werden. Inwieweit dies problematisch ist, bedarf der Einzelfallbetrachtung.
 

Welche Massnahmen können Gemeinden, Unternehmen und Private treffen, um dem entgegenzuwirken?

Die gute Nachricht vorweg: wir sind der Situation nicht hilflos ausgesetzt. Wir haben es auf verschiedenen Ebenen in der Hand, den Auswirkungen klimabedingter Trockenheit zu begegnen. Es sind vernetztes Denken und kreative Ansätze gefragt.
 
Was das Trinkwasser betrifft, ist hier zunächst ein konsequenter und nachhaltiger Grundwasserschutz zu nennen, wie in unserer Bundesverfassung festgelegt. Hier sind die Vollzugsbehörden gefragt. Der sorgsamen Betrachtung von Zuströmbereichen, der Ausscheidung von Schutzzonen sowie einem angepassten Entnahmemanagement für Grundwasser kommt grosse Bedeutung zu. 
Wasserversorger können mit einer angepassten Qualitätssicherung ihrer Anlagen gewährleisten, dass die Trinkwasserqualität jederzeit den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Eine genaue Kenntnis über die Ergiebigkeit der eigenen Standbeine der Wasserversorgung bis hin zur Vernetzung mit Nachbarversorgungen helfen, mögliche Schwachpunkte zu erkennen und hier einzugreifen. 
Konsument:innen können vor allem beim Wassereinsatz und bei den Auswirkungen auf die Eintragspfade mitwirken: 
Bei der Landwirtschaft beginnt es mit sparsamen Bewässerungsmethoden sowie der Wahl von trocken- und hitzeresistenten Sorten. Eine wasserhaltende Bodenpflege mit einer Deaktivierung von Drainagen macht ebenfalls resilienter gegenüber Trockenperioden. Bei den Eintragspfaden gilt natürlich: Vor Gewitter, auf Schnee und Eis wird nicht gegüllt!
Industrien und Gewerbe, welche von einer unterbruchslosen Wasserversorgung abhängen, sollten über Massnahmen zur effizienten Wasserverwendung, eine Differenzierung der nötigen Wasserqualitäten sowie generelle Massnahmen zur Reduzierung der eingesetzten Mengen nachdenken. Auch bei einer Eigenversorgung kann ein aktives Entnahmemanagement helfen, Engpässe zu überbrücken. 
Da der Eintragspfad von Schadstoffen über die Entwässerungskanalisation nicht zu vernachlässigen ist, sollte der Zustand von Abwasserkanälen regelmässig überprüft und das Netz in Stand gehalten werden. 
 

Welche Dienstleistungen bietet CSD in diesem Zusammenhang an?

Durch seine Interdisziplinarität im Bereich des Wassers bietet sich CSD als Partner an, um sich den Herausforderungen der klimabedingten Trockenheitsproblematik zu stellen. Mehr als die Hälfte unserer 80 Fachbereiche haben Kompetenzen, die in dieser komplexen Problemlage vereint zu Lösungen beitragen können. Insbesondere die wasserzentrierte, bereichsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Abteilungen wie «Raum- und Stadtplanung», «Geologie», «Hydrogeologie», «Hydrologie», «Naturgefahren», «Risikomanagement», «Monitoring und Messungen» und «Datenbewirtschaftung» hat sich bereits in der Vergangenheit vielfach bewährt.
Wir decken von der individuellen Beratung über Machbarkeitsstudien und Projektrealisierungen inklusive Messkampagnen die gesamte Bedürfnispalette ab, die eine klimabedingte Trockenheit mit sich bringen kann. Dabei steht immer im Vordergrund, die Bedürfnisse von Natur und Kunden in Einklang zu bringen, und gemeinsam nachhaltige Akzente zu setzen.

Mehr über unsere Lösungen im Bereich Wasser: Wasser – CSD INGENIEURE

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