Interview mit unserer Mitarbeiterin nach ihrem Einsatz auf der Insel Lesbos (GR)

14.10.2020
 

Francesca Gambazzi (Foto oben) ist Umweltingenieurin und Projektleiterin bei CSD INGENIEURE AG. Aufgrund ihrer Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe wurde sie vom Schweizerischem Korps für humanitäre Hilfe (SKH) der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) aufgefordert, in dem nach dem Brand im Moria Lager provisorisch entrichteten Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos mitzuhelfen.

CSD hat Francesca Gambazzi 3 Fragen gestellt:

Was bedeutet es für Sie, Mitglied des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) zu sein?

Ich bin seit 2012 Mitglied der humanitären Hilfe, also bereits lange bevor ich meine Stelle bei CSD antrat. Es ist mir sehr wichtig, im Bereich der humanitären Hilfe stets aktiv zu bleiben und meine Kompetenzen für mehr oder weniger dringende Interventionen zur Verfügung zu stellen. Als SKH-Mitglied kann ich Erfahrungen austauschen, vom Wissen hochrangiger Experten aus der ganzen Schweiz profitieren, aber auch an Weiterbildungskursen, die jedes Jahr von Institutionen organisiert werden, die die humanitäre Hilfe unterstützen (CHYN, Eawag usw.), teilnehmen.

Bereits bei meiner Einstellung gewährte mir die CSD ihre Zustimmung für kurzfristige Einsätze in Aktionen der humanitären Hilfe, unter der Bedingung, dass meine Projekte durch meine Abwesenheit nicht beeinträchtigt werden.

Was war Ihre Aufgabe bei der Einrichtung des neuen Flüchtlingslagers?

Der Entscheid über den Einsatz der Schweizer humanitären Hilfe erfolgt nach einer raschen Einschätzung der Situation unmittelbar nach dem entsprechenden Ereignis. Im Fall von Lesbos beschloss die Schweiz die griechische Regierung bei der Wasserversorgung zu unterstützen. Dieser von der Schweiz in einer Notsituation als prioritär eingestufte Bereich, wurde nicht von anderen Akteuren abgedeckt.

Das neue Lager verfügte über kein tragfähiges Trinkwassernetz. Deswegen wurde die Ausrüstung für die Wasserspeicherung und -verteilung direkt aus der Schweiz verschickt und wenige Stunden nach meiner Ankunft geliefert. Man musste sehr rasch die Wassertransporteure finden, die Quellen überprüfen (Menge und Qualität), über die Preise verhandeln, Verträge erstellen, den Aushub von Abflüssen und Gruben organisieren, die Ausrüstung installieren, die ersten Chlorvorräte sicherstellen, die endgültigen Chlorierungsniveaus überwachen sowie den Andrang bei der Eröffnung der ersten Wasserstelle bewältigen (nicht die einfachste Aufgabe!). All diese Aktionen fanden in einem ungenügend strukturierten Notstandskontext statt, verwaltet von sehr heterogenen Akteuren und ohne klar definierten Entscheidungsketten.


Inwiefern konnten Sie bei dieser Aktion von Ihrem Know-how als CSD Projektleiterin profitieren?

Flexibilität und Verhandlungsfähigkeit sind entscheidend. Sie helfen unter anderem sprachliche und kulturelle Barrieren im Kontakt sowohl mit staatlichen Akteuren als auch mit den Flüchtlingen zu überwinden. Meine früheren Auslandseinsätze im Bereich der humanitären Hilfe und Entwicklung sowie meine Erfahrung im Exportteam bei CSD haben zum Erfolg dieser Aktion beigetragen.

 

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