Europäische Mobilitätswoche 2024: Wie werden öffentliche Räume der Zukunft aussehen? Interview mit unserem Experten

19.09.2024

Im September findet die Europäische Mobilitätswoche statt. Sie ist 2024 dem Thema «Strassenraum gemeinsam nutzen» gewidmet. Welchen Beitrag können Bauingenieurwesen sowie Stadt- und Landschaftsplanung im Bereich der Mobilität leisten, um unsere Städte – auch in der Schweiz – zukunftsfähig zu gestalten? Wir haben dieses Thema mit Micaël TILLE, einem unserer Mobilitätsexperten, besprochen.
 


Warum ist das Thema «Shared public space», «Gemeinsam genutzter Strassenraum», für die europäischen Städte im Jahr 2024 so relevant?

Dr. Micaël Tille:
Aktuell leben mehr als 70 % der Menschen in Europa in städtischen Gebieten. Die Nutzung des verfügbaren Raums muss daher optimiert werden, insbesondere für Fussgänger:innen und Radfahrer:innen. Die Qualität der öffentlichen Räume zu verbessern, indem sie sicherer, angenehmer und ästhetisch ansprechend gestaltet werden, ist Teil dieser Optimierung. Dies ist eine gemeinsame Herausforderung für die Stadtplanung und das Bauingenieurwesen.
 

Wie fördert die Europäische Mobilitätswoche eine nachhaltige Veränderung unserer Reisegewohnheiten?

MT: Die Europäische Mobilitätswoche kann durchaus einen kleinen Anstoss geben. Meiner Meinung braucht es für eine Beschleunigung des Wandels hin zu nachhaltiger Mobilität vor allem kontinuierliche Anstrengungen. Das bedeutet zum Beispiel, regelmässig über die Stadtplanung zu kommunizieren und die Öffentlichkeit über laufende Projekte zu informieren. Darüber hinaus sind auch konkrete Massnahmen, wie die finanzielle Unterstützung für den Kauf von E-Bikes, wertvoll, um den Prozess zu fördern.
 

Wie wird die Mobilität in Europa bis 2050 aussehen und wie trägt die heutige Arbeit zu diesen Veränderungen bei?

MT: Das kann aktuell niemand sagen, die technologischen Entwicklungen sind viel zu schnell und umfassend! Selbstfahrende Autos werden wahrscheinlich eine grössere Rolle spielen, aber das ist nicht unbedingt eine gute Sache. Sie haben einige Vorteile, die der ÖV auch hat, stellen aber keinen grossen Fortschritt in Bezug auf die Nachhaltigkeit dar. Viel mehr verspreche ich mir von der Kombination aus der Entwicklung von Managementsystemen, öffentlich zugänglichen Echtzeitdaten und den verschiedenen Verkehrsmitteln. Jede und jeder von uns wird in der Lage sein, Fahrten in Echtzeit zu planen und Verkehrsmittel auf der Grundlage der aktuellen Situation zu wählen. Verkehrsmanagement und Verkehrsteilnehmer:innen werden so in einer gegenseitigen Beziehung stehen: Seitens Management werden Daten geliefert und empfangen, die Nutzer:innen passen sich an und liefern die Informationen.

Wir bereiten bei CSD den Boden für eine nachhaltige Mobilität, indem wir Lösungen wie die Erhebung von Echtzeitdaten, die Modellierung von Verkehrsströmen und die Neugestaltung von öffentlichen Räumen und Infrastrukturen integrieren. Die Zusammenarbeit von Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Bauingenieurwesen ist für die Erreichung dieser Ziele von entscheidender Bedeutung.

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