Nicolas Becker, Geschäftsbereichsleiter Wasserversorgung bei CSD
Mit welchen besonderen Herausforderungen ist die Schweiz im Bereich der Wasserversorgung konfrontiert?
Die beiden grössten Herausforderungen der Schweiz in Bezug auf die Trinkwasserversorgung sind derzeit die Qualität und Verfügbarkeit der Ressource. Die Aquifere, aus denen wir Wasser entnehmen, enthalten immer mehr Produkte und Nebenprodukte, die aus der Landwirtschaft oder anderen Bereichen der menschlichen Kultur stammen. Wir haben heute zwei Optionen: Wir können unsere Wasserressourcen besser vor den verschiedenen Verschmutzungsquellen schützen – damit sind Anstrengungen und Kosten verbunden. Oder wir können das Trinkwasser aufbereiten, was komplex und teuer ist. Es gibt keine Patentlösung, jede Situation muss genau bewertet werden. Darüber hinaus ist in Trockenzeiten auch ein Rückgang der Wassermengen von Quellen und Flüssen zu beobachten. Dies macht es oft erforderlich, andere Lösungen für die Wasserversorgung zu finden. Glücklicherweise verfügen wir zunehmend über gut ausgebaute Netze, und auch das Wasser in unseren Seen ist eine wertvolle und verfügbare Ressource.
Welches sind die wichtigsten Projekte, an denen CSD derzeit arbeitet?
Viele unserer Kunden sind kleine bis mittelgrosse Verbände und Gemeinden, für die wir neue Reservoirs und Pumpwerke bauen oder Transportleitungen verlegen. Wir arbeiten auch an der Erneuerung der Filteranlage für das Wasser des Neuenburgersees in Portalban und an der Filter- und Pumpstation der Quelle von Vallorbe. Darüber hinaus begleiten wir grössere Wasserversorger bei ihrer Strategie zur Erneuerung der wichtigsten Trinkwasseranlagen, wie die Stadtwerke von Delémont und Martigny. Schliesslich arbeiten unsere Hydrogeolog:innen für mehrere Wasserversorger mit dem Ziel, die menschlichen Aktivitäten in den Einzugsgebieten der Wasserfassungen besser zu kontrollieren und die Qualität des Quellwassers zu verbessern.
Welche Innovationen bietet CSD heute oder in Zukunft an?
Wir waren Vorreiter bei den Pilotversuchen zur Behandlung von Chlorothalonil-Metaboliten, einem der derzeit problematischen Moleküle im Hinblick auf die Trinkwasserqualität. Seit 2020 haben wir fünf Pilotversuche für mehrere Trinkwasserversorger durchgeführt. Es wurden mehrere Membran- und Aktivkohleadsorptionsverfahren getestet und die Wirksamkeit der Behandlung konnte nachgewiesen werden. Diese Behandlungslösungen bleiben jedoch komplex und erfordern eine gewisse technische Expertise bei ihrer Umsetzung und ihrem Betrieb.
Welche Botschaft möchtest du anlässlich des Weltwassertages vermitteln?
Ein Sprichwort sagt: «Wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man erst das Wasser». Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist nur ein kleiner Teil des grösseren Wasserkreislaufs. Dieser wird derzeit durch den Klimawandel, die Urbanisierung, die Landwirtschaft und alle unsere menschlichen Aktivitäten auf eine harte Probe gestellt. Dies macht sich auch bei unseren Trinkwasserressourcen bemerkbar. Wenn wir wieder ein Gleichgewicht herstellen wollen, müssen wir die Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Umwelt berücksichtigen. Wir müssen auch den wahren Wert des Wassers erkennen und es effizienter und vernünftiger nutzen.